Tag der South Ferry. Johnson nimmt uns aber nicht mit diesmal. Er reflektiert in Gestalt von Gesine über, ja über was genau denn, es sind nicht nur die Worte mit ihrer semantischen Bedeutung. Schwierig, schwierig heute. Es geht auch nicht um die Umwidmung der semantischen Bedeutung, vielmehr um das damit konnotierte. Das Wort, die Bezeichnung „der Jude“ ‚klang’ vor 1939 anders, als „der Jude“ während dieser Zeit und „die Juden“ danach. Im Text heißt es dann allgemein: „Sie waren keine Worte, nur Behältnisse, tönende, für Inhalte, die nicht zu ihnen gehörten, die in sich gemischt waren und als undeutliche Masse zwischen Buchstabenwänden umherkrochen, sich ausdehnend, ballend, weich, wabernd, nicht fassbar.“ Er versucht herauszuarbeiten, wie es funktioniert, wenn im Begriff schon ein Urteil mitgesprochen, mitbegriffen wird, dass im Begriff selbst gar nicht enthalten ist (so verstehe ich den Text heute wenigstens). Und es geht nicht um die Bedeutungsveränderung, denen Wörter über die Zeit unterlegen sind – „Dirne“ bezeichnete früher ein hübsches, unschuldiges Mädchen – sonder um, ja, um so was wie ein moralisches Urteil, eine moralische Beurteilung? „Der Schwule“ als Inbegriff des Amoralischen und heute auf dem Weg zur ‚Normalität’? Der Text will sich heut mir nicht erschließen – aber so habe ich heute mal was zu denken.
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