Langer Eintrag. Oster 1946. Cresspahl noch
immer nicht zurück. Gesine bemerkt nach wie vor, das Jakob und Hanna oft zu
zweit spazieren gehen, sie versucht es zu ignorieren. Ein Care-Paket kommt,
wenn auch schon zerfleddert. Erst spät kapiert Marie den Hinweis – eine
Fotografie dreier strammer Schäferhunde – dass es von Dr. Seming kommt, der
anscheinend in Berlin untergekommen ist. Die Sowjets sind weiterhin übergriff,
so werden Leslie Danzmann im Juni 1946 auf offener Straße die Schuhe geklaut –
keiner hilft ihr. Ende Juni schließt die Sowjetische Miliäradministration die
Grenze ihrer Zone zu den Allierten. „Es waren von ihrem Neuen Leben zu viele
Leute weggelaufen …“. Gesine und Hanna kommen im Sommer auf’s Land zu helfen.
Anstrengend, schwer, aber mal was anderes und das Essen ist auch besser. Jakob
kommt, wie versprochen, zu Besuch. „Wir merkten es bald, wenn er vor dem Gut
war. Dann blieb Anne-Dörtes Stuhl beim Abendbrot leer (…) Manchmal waren bei
der Rückkehr ihre Haare naß, Jakobs auch. Wir wussten nun, warum wir kein Bett
eigens für Jakob gefunden hatten. In Jakobs Besuchsnächten lagen wir still …
taten schlafend vor einander; keine ist von den Tränen der anderen aufgewacht
…“ Frühes Liebesleid würde Thomas Mann jetzt vielleicht sagen. Ende August wird
er Rest der Ernte durch ein Unwetter zerstört, dann geht es wieder zurück nach
Jerichow. Dort laufen auf einmal alle Frauen in Kleider rum, „am Hals hatten
sie Knöpfe offen, ihre schweren Arme waren blank und unbescheiden“. Grund: Die
Russen sind weg. Nicht ganz weg, vom neuen Stadtkommandanten ‚nur’ in ihre
Kasernen verband, kein Ausgang mehr. Es folgt eine kleine Verhaftungswelle für
einen Tag, man will mehr über Cresspahl wissen. Und dann, ja dann verlässt auch
noch Hanna Jerichow, sie macht rüber zu der Fischerverwandtschaft. „Es ging
Gesine später auf, daß sie umarmt worden war wie es einem Jungen zukam.“ Und:
„Als Gesine mit dem Sonnenaufgang zurückgekommen war zu dem leeren Bett, hatte
sie neben ihren Holzpantoffeln die von Hanna gefunden, alle vier ordentlich
nebeneinander ausgerichtet.“ Sie kann einem echt leid tun, so richtig hat sie
nun niemanden mehr.
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