Die "Jahrestage" von Uwe Johnson (1934-1984) erschienen in den Jahren 1970, 1971, 1973, 1983.

In 366 Tageseinträgen vom 21. August 1967 bis zum 20. August 1968 wird das Leben der Gesine Cresspahl erzählt.

Mein Vorhaben: Zum jeweiligen Datum den Eintrag zu lesen und hier meine Gedanken, Kommentare zu posten


Mittwoch, 8. August 2012

8. August 1968


„Eine Todesnachricht überbringen.“ Gesine fährt zu D.E.’s Mutter. Bei der waren schon zwei, die das Arbeitszimmer durchsuchen wollten. „Sie sitzt [die Mutter] wie bereit für eine Hinrichtung. Es folgt der Schlag, das Knicken im Nacken, das Absacken des Körpers, der ihn verkleinert. Und was dann? Dann schwenkt Johnson um und Robert Pius Pagenkopf ist ausführliches Thema. Um es kurz zu machen: Er meldet sich 1951 zur Armee, wird Pilot, wird später von den Russen übernommen und stirbt 1964 bei einem Absturz. Er und Gesine haben die Verbindung nie abreißen lassen, „rostfrei“ war die alte Freundschaft. Derweil erfahren wir: „1953 nahm Gesine Cresspahl Wohnung im Hessischen, im Westen“, wechselt irgendwann nach Düsseldorf, macht dort eine Banklehre, wird nach den USA zur Weiterbildung „spediert“, ist in der Zwischenzeit Mutter, verliert aber dort ihren Job, bleibt, wie wir sie jetzt kennen. Mich wundert schon, dass Trauer kein Thema ist. Oder ist das alles nur ein literarischer Scherz?

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