Fast scheint es so, als hätte sich Johnson ‚warm’ geschrieben. Schon wieder so ein toller Eintrag. Gesine wird mit gewärmte Taufwasser – „… wo gab es das!“ – getauft und die ganze Gesellschaft ist in unterschiedlichster Stimmung dabei. Das zeichnet Johnson knapp aber wirklich gut. Horst wollte mit Uniform zur Taufe, ist aber von seinem Vater deswegen kräftig zusammengeschissen worden. „Er schrie ganz mühelos, ihm fiel ein Schimpfwort nach dem anderen ein … alles in flüssigem unflätigem Platt …“. Und Horst bekommt beim Mittagessen ein Ultimatum. Entweder er geht nach Brasilien, um den verschollenen Bruder Robert zu suchen, oder er wird wohl nicht den Hof erben. Der alte Papenbrock ist gar nicht so ungeschickt, wenn es darum geht, seinen Sohn von den Nazis wegzubekommen. Ansonsten eine wunderbare Skizze von einer Familienfeier, die von allen beteiligten mit unterschiedlichen Gefühlen und Hoffnungen wahrgenommen werden, ein kleines Kaleidoskop. Und am Ende? Am Ende müssen wir uns wohl von Gesines Vaters verabschieden. Er hat die Koffer gepackt für „den Schnellzug 2 nach Hamburg. Nur fuhr er diesmal allein, und zum letzten Mal.“ Das ist deutlich. Der Schlussdialog zwischen ihm und seiner Frau: „Nun hast du deinen Willen, Lisbeth. – Nun sollst du deinen alle Zeit haben, Heinrich.“ Gesine hat bei der Taufe übrigens drei Namen bekommen, der dritte lautet Albertine, der zweite wird nicht genannt. Und jetzt könnte ich mit meinen eigenen Assoziationen loslegen. Wenn ich Kinder hätte, würde jedes drei Namen bekommen, immer einen auch gegengeschlechtlich. Und Albertine, das ist quasi ne Freundin aus „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ von Proust. Und wenn ich es mir so recht überdenke – die beiden haben Ähnlichkeiten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen