Die "Jahrestage" von Uwe Johnson (1934-1984) erschienen in den Jahren 1970, 1971, 1973, 1983.

In 366 Tageseinträgen vom 21. August 1967 bis zum 20. August 1968 wird das Leben der Gesine Cresspahl erzählt.

Mein Vorhaben: Zum jeweiligen Datum den Eintrag zu lesen und hier meine Gedanken, Kommentare zu posten


Dienstag, 17. Januar 2012

17. Januar 1968

„Wegerecht wurde gerettet.“ Ein Anruf von ‚ganz oben’ und plötzlich ist die Staatsanwaltschaft milde wie kaum etwas. Wegerecht kann sich nur wundern, wie der Prozess verläuft, sie die Zeugen reagieren – Lisbeth gibt eine gute Figur ab („Das habe nichts mit der Begünstigung von Juden zu tun, nur mit der Wahrheit“) – und „Semig bekam Freilassung, in einem Nebensatz“. Alles vom Tisch. Marie ist mit der Geschichte nicht zufrieden, „das Unglimpfliches angekündigt war, und kam nicht“. Gesine versucht die Hintergründe zu verdeutlichen – oder erfindet sie es gerade in dem Moment. Denn plötzlich taucht nach langer Zeit Peter Niebuhr wieder auf, der Student, der jetzt im Büro des „Reichsnährstandsführer“ – gab’s den wirklich? –  beschäftigt ist und so Drähte ziehen kann. Und Marie nach dieser Erklärung: „Das glaube ich sofort“. Mir bleibt fraglich, ob es Niebuhr war – aber dass man mit einem Telefonat von oben was richten kann, das ist auch heute noch so, wenn auch nicht mehr unbedingt in der Justiz – Gott sei Dank.

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