Die "Jahrestage" von Uwe Johnson (1934-1984) erschienen in den Jahren 1970, 1971, 1973, 1983.

In 366 Tageseinträgen vom 21. August 1967 bis zum 20. August 1968 wird das Leben der Gesine Cresspahl erzählt.

Mein Vorhaben: Zum jeweiligen Datum den Eintrag zu lesen und hier meine Gedanken, Kommentare zu posten


Freitag, 20. Januar 2012

20. Januar 1968

Ich kann nur vermuten, dass es sich um einen Dialog zwischen Gesine und Johnson handelt – oder eben jemand anderem, der sie gut kennt. Namen werden keine genannt. Johnons – oder eben jemand anderes – fühlt Gesine ganz schön auf den Zahn, die Chancen hat, die Karriereleiter in der Bank hochzufallen mit der Zuständigkeit für Tschechien. Inhaltliche Bedenken, immerhin herrscht dort der böse, böse Kommunismus, lässt sie nicht an sich ran. Aber als ihr dann vorgehalten wird, bei so einem Posten müsste sie nach Europa umziehen, wird sie dann doch stutzig. Nicht, weil sie nicht noch mal in Frankfurt leben will, sondern – ja genau – wegen Marie. Und da frag ich mich manchmal, ob man Kinder nicht zu sehr beschützt, ihnen nicht das zutraut, was sie können. Ich musste auch mal umziehen, da war ich wohl so alt wie Gesine. Es waren zwar nur drei Kilometer oder so – aber 1.000 wären genauso weit gewesen. OK, es war schwer – und mit etwas mehr Unterstüt-zung wäre es sogar richtig aufregend und gut gewesen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen