Die "Jahrestage" von Uwe Johnson (1934-1984) erschienen in den Jahren 1970, 1971, 1973, 1983.

In 366 Tageseinträgen vom 21. August 1967 bis zum 20. August 1968 wird das Leben der Gesine Cresspahl erzählt.

Mein Vorhaben: Zum jeweiligen Datum den Eintrag zu lesen und hier meine Gedanken, Kommentare zu posten


Dienstag, 7. Februar 2012

7. Februar 1968

Gesine bespricht nicht die Phonopost für Marie, „für wen ich tot bin“, sondern schreibt ihr einen Brief, damit sie den Inhalt nicht eher als 1976 erfährt. Auch hier, geschickt, geschickt, Beschreibung der Hausaufgaben von Marie, die ‚natürlich’ darin besteht, Artikel aus der NYT auszuschneiden. Dann berichtet Gesine vom Tod von Charles H. Jordan, der im vergangenen Jahr am 20. August (ein Tag vor Beginn dieses Romans) tot in der Moldau gefunden wurde – was nicht erfunden ist. Er war Mitarbeiter eines jüdischen Hilfwerkes und Freunde sind sich sicher, dass es kein Selbstmord war. Ein Arzt, der die Obduktion vornehmen will, findet man kurze Zeit später auch tot. Jetzt hat „eine Regierung der Sozialistischen C.S.R“ den amerikanischen einen Bericht mit näheren Informationen überreicht. So schwammig er auch ist, er legt nahe, dass Jordan ermordet wurde und Gesine regt sich auf, „daß ein Tod nicht von Staats wegen rechtens ist; daß zu einem Mord ein Mörder gehört“. Was ich nicht ganz nachvollziehen kann, dass sie es auf ein „sozialistisches Land“ eng führt, denn das gilt auch für alle anderen Staaten, wobei man sich nicht sicher sein kann, das eben auch dort so was passiert, angeordnet wird. Am Ende des Briefes die Erklärung für den langen Anlauf: „Dies habe ich dir aufgeschrieben, damit du spät genug verstehst, was ich vielleicht in diesem Jahr anfangen werde, 35 Jahre alt, du liebe Zeit, ein letztes Mal.“

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen