Die "Jahrestage" von Uwe Johnson (1934-1984) erschienen in den Jahren 1970, 1971, 1973, 1983.

In 366 Tageseinträgen vom 21. August 1967 bis zum 20. August 1968 wird das Leben der Gesine Cresspahl erzählt.

Mein Vorhaben: Zum jeweiligen Datum den Eintrag zu lesen und hier meine Gedanken, Kommentare zu posten


Donnerstag, 20. Oktober 2011

20. Oktober 1967

Der bisher längste Eintrag, fast sieben Seiten. Und: Ich sollte vielleicht nicht so voreilig sein. Cresspahl macht sich auf nach Jerichow. Bis Lübeck ist er schon gekommen, will sich nicht eilen und einen Zug übeschlagen. Er besichtigt die Stadt, in denen die Nazis Präsenz zeigen, besucht seinen alten Freund Erwin Plath, der aber nicht zu Hause ist. Entdeckt ihn bei einem Trauerzug (mit Nazi-Begleitung), was sogar nicht zu Erwin passen will. Cresspahl übernimmt für ihn einen Botengang – was genau, warum genau, es bleibt im Ungewissen. Es sind fremdländische Pässe, die er abgibt, sich nochmals mit Erwin trifft, der betont locker tut. Alles geheimnisvoll, angedeutet. Am Bahnhof gibt es keinen Zug mehr, zurück zur Erwin, wo er verhaftet wird. Erwin wird wohl verdächtigt, der unbekannte Besucher erst recht, dessen Begründung nicht sehr plausibel erscheint. Doch es liegen keine weiteren Verdachtsmomente vor und da sich beide aus der Militärzeit kennen, wird er vormittags wieder frei gelassen. Und wie beschreibt man am besten eine gut-bürgerlich-konservative Wohngegend? „Hinter den stillen Gardinen war nichts entsetzlicher als daß Marlene Dietrich in Hosen aufgetreten war, nichts dringlicher als der Tonfilm ‚F. P. 1 antwortet nicht mehr’ noch einmal zu sehen …“

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