Die "Jahrestage" von Uwe Johnson (1934-1984) erschienen in den Jahren 1970, 1971, 1973, 1983.

In 366 Tageseinträgen vom 21. August 1967 bis zum 20. August 1968 wird das Leben der Gesine Cresspahl erzählt.

Mein Vorhaben: Zum jeweiligen Datum den Eintrag zu lesen und hier meine Gedanken, Kommentare zu posten


Freitag, 21. Oktober 2011

21. Oktober 1967


Ich war gestern in Eile und man möge mir verzeihen, dass ich etwas wirklich Wichtiges vergessen habe, und zwar  den letzten Satz: „An diesem Morgen, Freitag den dritten März 1933, wurde Gesine Cressphal in Jerchiow geobren.“ Aber jetzt zu heute. Es ist mal wiede Samstag, also Ferry Tag und wie es scheint für ein Gespräch zwischen Mutter und Tochter reserviert. Gesine erzählt also, von ihrer eigenen Geburt, soweit sie es weiß aus Erzählungen. Cresspahl kam leicht angetrunken nachmittags aus Lübeck, im Hause Papenbrocks ist natürlich allerhand los. „Na alter Schwede. Viel Mühe haben Sie sich ja nicht aufgewandt. Eine Junge ist es nicht.“ So die Begrüßung durch den Arzt. Und Cressphal antwortet auf die Frage, da er fragt, wann seine Frau wieder reisefähig ist, „Was wollen Sie jetzt noch in England. Jetzt, wo Deutschland endlich wieder hochkommt“ lapidar: „Das sieht man nicht so von weitem.“ Aber von Nahem schon, denn Horst zählt beim Wein auf, wievil Kommunisten verhaftet worden von den Nazis an dem Tag. Dann noch ganz schnell, die Funktastatur macht schlapp, noch eine schöne Formulierung. Marie wird gebeten eine japanische Familie zu photographieren, was Johnson so formuliert:  „… und den Besuchern den Beweis ihrer Weltreise in die Kamera drückte.“

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