Die "Jahrestage" von Uwe Johnson (1934-1984) erschienen in den Jahren 1970, 1971, 1973, 1983.

In 366 Tageseinträgen vom 21. August 1967 bis zum 20. August 1968 wird das Leben der Gesine Cresspahl erzählt.

Mein Vorhaben: Zum jeweiligen Datum den Eintrag zu lesen und hier meine Gedanken, Kommentare zu posten


Dienstag, 13. Dezember 2011

13. Dezember 1967


Cresspahl versucht sich zu recht zu finden, einzuleben. Er braucht auch Aufträge und stellt sich deswegen dem Innungsmeister Böttcher in Gneez vor. Der beäugt aber Cresspahl etwas argwöhnisch, war der doch in England gewesen und was man von so einem halten könne. Böttchers Sohn ist Jung-Nazi und aus irgendwelchen Gründen vertraut er sich Cresspahl an. Denn Klaus, so heißt der Sohn, will mit seinen Leuten eine Hütte abbauen, die die christliche Jugend gebaut hat. Und in der ist Heine Klaproth, der Lehrjunge von Cresspahl. Die Jungs bauen nachts wirklich die Hütte ab, Cresspahl beobachtet es – und hält den Mund. Das verschafft ihn dann Respekt, plötzlich wird er auf den Stammtisch der Tischlerinnung eingeladen. „Cresspahl hatte sich anfangs nur in guter Haltung in ein Leben in Deutschland schicken wollen. Nun hatte sich herausgestellt, daß es so schlimm nicht war.“ Echt nicht doof gemacht, verschiedene Wege der ‚Nazifizierung’ aufzuzeigen, der einfach überzeugte Nazi, weil er jetzt endlich mal was gilt, die Jungs, die quasi schon damit aufgewachsen sind und die durch die Jugendorganisationen fast kaum anders können, und die, die sich wehren oder zumindest Abstand halten wollen und dann doch hineingezogen werden. Ich bin gespannt.

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