Ein wirklich schöner Text! Gesine und Marie werden in einer Limousine abgeholt, um beim Vizepräsident der Bank, bei der Gesine angestellt ist, zu Abend zu essen. Für Marie ein himmlisches Vergnügen in dem schicken Auto, in der schicken Villa, mit dem Diener, dem schicken Essen. Sie genießt es in vollen Zügen, freut sich über das Glas Wein, welches der Diener – zugleich auch der Chauffeur – ihr einschenkt. Sie genießt auch das Gespräch zwischen De Rosny und ihrer Mutter. Dummes Gör, denn sie kapiert nicht (OK, kann nicht kapieren), dass es hier nicht um ein Abendessen, sondern um eine Art Bewerbungsgespräch geht. De Rosny prüft jedenfalls Gesine nicht schlecht – und sie besteht. Das alles aus der Sicht von Gesine geschrieben, die sich in die Sichtweise von Marie einfühlt. Am Ende gibt es noch italienische Weihnachtsschnitzereien „im Werte von sagen wir tausend Dollar“ und einen Ferienaufenthalt in Prag, damit das Tschechisch einfacher zu lernen ist. Grandios ist die Stelle, als die „Vernehmung“, wie Gesine das Gespräch bezeichnet, vorbei ist und Marie dem Vizepräsident der Bank eine Frage stellt: „Trifft es zu, daß die Kreditinstitute aus dem Krieg in Viet Nam Gewinne ziehen?“ und dann folgt ein klein wenig später ein wirklich schöner Satz: „Das Geld selbst spricht mit ihr, und das Geld sieht sie an aus festen und besorgten Blauaugen, während es ihr ins Gesicht spricht.“ OK, was dann kommt ist das übliche Geseiere – aber dann doch mit etwas mehr Substanz als dem von Westerwelle und seinen Kollegen.
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