Die "Jahrestage" von Uwe Johnson (1934-1984) erschienen in den Jahren 1970, 1971, 1973, 1983.

In 366 Tageseinträgen vom 21. August 1967 bis zum 20. August 1968 wird das Leben der Gesine Cresspahl erzählt.

Mein Vorhaben: Zum jeweiligen Datum den Eintrag zu lesen und hier meine Gedanken, Kommentare zu posten


Samstag, 18. Februar 2012

18. Februar 1968


Cresspahl wird – zum Teil scharf – verhört. Es stellt sich alles ganz anders heraus, als ich es erwartet habe. Wohl kein Selbstmord. So wie es aussieht, wurde sie bewusstlos geschlagen, gefesselt, in der Werkstatt eingeschleppt, die dann angezündet wurde. Cresspahl steht jedenfalls vor einem Trümmerhaufen, Frau tot, Werkstatt komplett zerstört. Der Kriminale, Vick mit namen, spielt sehr oft Ortsgruppenführer Jansen an und betont mehrfach, man sei bei der Kriminalpolizei und nicht bei der Gestapo. Jansen berichtet auch jedem, der es hören will, Lisbeth hätte sich umgebracht, was aber nicht der Fall ist. Merkwürdig.

Freitag, 17. Februar 2012

17. Februar 1968


Berichte aus der NYT über Gräueltaten in Vietnam – und Hans Magnus Enzensberger hat sein amerikanisches Stipendium aufgegeben und will in Cuba leben.

Donnerstag, 16. Februar 2012

16. Februar 1968


Marie und Gesine im Gespräch. Es geht um Francine. Marie macht sich sorgen, dass sie in der Schule nicht mitkommt, wo sie jetzt von ihr weggesetzt worden ist. Macht sich Sorgen, ob sie in die Wohnung passt, denn Francine, die anfangs so schüchtern war, nimmt nun alles wie selbstverständlich hin. Marie verwirrt das, beobachtet Dinge, die sie sich nicht erklären kann, wie bspw. dass Francine mehr Geld hat, als Gesine ihr gegeben. Und Marie hat Angst, dass Francine das Tonband abhört oder es gar löscht. Da ist jemand gerade mit der Situation so gar nicht zufrieden und weiß den eigentlich Grund nicht – so interpretiere ich das mal.

Mittwoch, 15. Februar 2012

15. Februar 1968


Cresspahl ist mit Gesine unterwegs, u.a. seine Schwester zu besuchen, die Niebuhrs. Unterwegs trifft er seine ehemalige Geliebte Gesine (sic!) Redebrecht. (Zugegeben, die kam schon mal kurz vor und ich habe sie unterschlagen.) Mit seinem Neffen, Peter Niebuhr, kommt es zu einem kleinen Disput, aber dann ist alles wieder in los. Halt so ein Verwandtenbesuch mit den üblichen Ungewohntheiten, mit den schönen Momenten. Und am Ende das, was ich ja jetzt schon mehrfach angekündigt war: „Es war Gesine, die am nächsten Morgen das Telefon hörte.  … Es war gegen sechs Uhr morgens am 10. November [1938]. Meine Mutter war schon eine Stunde lang tot.“

Dienstag, 14. Februar 2012

14. Februar 1968


Wieder zurück in Jerichow, November 1938. Die Hatz auf die Juden beginnt nun ganz offen. In Gneez brennt die Synagoge, die Feuerwehr kommt und verhindert, dass die benachbarten Häuser brennen, mehr nicht. In Jerichow wird das Geschäft von Tuchhändler Oskar Tannenbaum verwüstet, er gedemütigt und dann das Haus von der Feuerwehr mit ausreichend Wasser versehen, obwohl es nicht brennt. Es fallen Schüsse, wenn ich es richtig lesen, kommt eine Frau zu Tode. Dazwischen immer Lisbeth, die alleine in Jerichow ist, weil Cresspahl und Gesine auf Reisen sind. Sie kann kaum handeln, jedenfalls nicht bei der brennenden Synagoge. Dafür ohrfeigt sie Friedrich Jansen mehrfach, der Tannenbaum demütigt, aber kann nicht viel ausrichten. Hätte man ab diesem Zeitpunkt nicht wissen müssen, dass es in eine fatale Richtung läuft? Der Text legt nahe, dass es einer der letzten Auftritte von Lisbeth gewesen sein könnte. Zu Begin aus der NYT etwas zu einem Kriegsverbrecherprozess in Darmstadt. Kein will es gewesen sein, da müssen andere den gleichen Namen gehabt haben. „Herr Bernd-Rüdiger Uhse, Westdeutschland, ein Vertreter der Anklage, erklärte gestern der New York Times die Gefühllosigkeit des Gerichtsverfahren in der folgenden Weise: Wenn Sie heute einen Autounfall sehen und die blutigen Opfer betrachten, sind Sie entsetzt. Aber wenn Sie fünf Jahre später über den selben Unfall sprechen, werden Sie sich nicht sehr aufregen.“

Montag, 13. Februar 2012

13. Februar 1968


Gesine wird ‚umgetopft’, bekommt, ohne Vorankündigung ein neues, besseres Büro.

Sonntag, 12. Februar 2012

12. Februar 1968

Der Flughafen bringt wirtschaftlichen Aufschwung für Jerichow – auch, was sich später herausstellt, 13 uneheliche Kinder. Nur für Cresspahl nicht. Warum, wird nicht so genau klar. Und Lisbeth hadert wieder mit dem Leben: „Heinrich, es ist eine schlimme Zeit zum Sterben. Wenn es August wäre. Wenn die erde leicht ist.“