Die "Jahrestage" von Uwe Johnson (1934-1984) erschienen in den Jahren 1970, 1971, 1973, 1983.

In 366 Tageseinträgen vom 21. August 1967 bis zum 20. August 1968 wird das Leben der Gesine Cresspahl erzählt.

Mein Vorhaben: Zum jeweiligen Datum den Eintrag zu lesen und hier meine Gedanken, Kommentare zu posten


Samstag, 4. August 2012

4. August 1968


‚Schauprozess’ in der Schule. Anders kann ich diese Verhandlung gegen die zwei Jugendliche Sieboldt und Gollantz nicht nennen. Wieder die üblichen Anklagepunkte wegen „verschwörerischer Besuche in Westberlin“. Wenn man das so heute liest, greift man sich wirklich an den Kopf, wie verbohrt und total verängstigt die gewesen sein müssen. Die DDR-Führung wusste wohl schon von Beginn an, dass ihnen nichts gelingen wird, wenn sie nicht mit Macht und Gewalt es durchdrücken. 25 Jahren bekommen die beiden aufgebürdet – haben dann ‚Glück’ und werden nach fünf Jahren von den Westdeutschen freigekauft. Fünf Jahre Knast mit 19 oder 20 für einen Besuch in Westberlin! Ich hab erst letztens mit einem gesprochen, der war mit 20 Jahre für drei Jahre in Bautzen. Jetzt ist der 51 und hat immer noch Alpträume.

Freitag, 3. August 2012

3. August 1968


Dies & das. Kann das jetzt noch für den Rest wichtig werden? Ich vermute mal kaum.

Donnerstag, 2. August 2012

2. August 1968


Man liest in der Schule „Schach von Wuthenow“ von Theodor Fontane. Der Lehrer Wesrich finde ich gar nicht mal so schlecht – den ganzen Eintrag dann aber doch langatmig. So eine Schülerbeobachtungsgedöhns. Liegt wohl daran, das ‚Schulzeit’ so überhaupt nicht mein Thema ist und ich seit dem Abitur froh bin, da nicht mehr hin zu müssen.

Mittwoch, 1. August 2012

1. August 1968


Über Gelbes in New York.

Dienstag, 31. Juli 2012

31. Juli 1968


Menge Personalnachrichten aus der Oberschule (1950/51), die wichtigste. Die Rektorin gibt’s nicht mehr, der neue heißt Dr. Eduard Kramritz. Dazu noch eine Menge Kleinzeugs aus Jerichow. Am interessantesten wohl das Frau Abs sich einen „Interzonenpaß“ besorgt, was dauert.

Montag, 30. Juli 2012

30. Juli 1968


Erster Schultag nach Pfingsten. Die Schule ist mit Plakaten zugepflastert, wie sich bald herausstellt, nicht offiziell, denn sie fragen, wohin die FDJ maschiert. Plötzlich ist die Staatssicherheit in der Schule und vernimmt jeden Schüler. Die Rektorin versucht ihnen eins auszuwischen, aber alle kommen irgendwie durch, niemand kann man etwas nachweisen. Gesine kommt als letztes dran und wird ganz schön in die Mangel genommen und unter Druck gesetzt. Aber auch ihr gelingt es, ‚staatstreu“ zu bleiben, so dass man ihr nichts anhängen kann, außer, dass sie in den falschen Klamotten rumläuft und eben nicht in FDJ-blau. Es bleibt aber auch offen, ob Gesine und ihre Truppe nun daran beteiligt waren oder nicht. Mies gelaufen für die Rektorin.

Sonntag, 29. Juli 2012

29. Juli 1968


Einbruch bei den Cresspahls. Die Polizei will erst nicht kommen, kommt aber doch, kann zwei Verdächtige festnehmen. Danach Spurensicherung: „Mittlerweile war der Mann mit dem Puder da und bepinselte die Fensterscheibe am Fußboden; weil Marie ihn beobachtete bei seinen Tätigkeiten, hätte er am liebsten das Fenster vollständig mitgenommen.“ Gestohlen u.a.: Reiseschreibmaschine, Radio, „sämtliche Tonbandkassetten, die ... angestanden hätten zum Versand an den Tresor eines Bankhauses in Düsseldorf“, Briefe, Kleingeld.