‚Schauprozess’ in der Schule.
Anders kann ich diese Verhandlung gegen die zwei Jugendliche Sieboldt und
Gollantz nicht nennen. Wieder die üblichen Anklagepunkte wegen
„verschwörerischer Besuche in Westberlin“. Wenn man das so heute liest, greift
man sich wirklich an den Kopf, wie verbohrt und total verängstigt die gewesen
sein müssen. Die DDR-Führung wusste wohl schon von Beginn an, dass ihnen nichts
gelingen wird, wenn sie nicht mit Macht und Gewalt es durchdrücken. 25 Jahren
bekommen die beiden aufgebürdet – haben dann ‚Glück’ und werden nach fünf
Jahren von den Westdeutschen freigekauft. Fünf Jahre Knast mit 19 oder 20 für
einen Besuch in Westberlin! Ich hab erst letztens mit einem gesprochen, der war
mit 20 Jahre für drei Jahre in Bautzen. Jetzt ist der 51 und hat immer noch
Alpträume.
Die "Jahrestage" von Uwe Johnson (1934-1984) erschienen in den Jahren 1970, 1971, 1973, 1983.
In 366 Tageseinträgen vom 21. August 1967 bis zum 20. August 1968 wird das Leben der Gesine Cresspahl erzählt.
Mein Vorhaben: Zum jeweiligen Datum den Eintrag zu lesen und hier meine Gedanken, Kommentare zu posten
Samstag, 4. August 2012
Freitag, 3. August 2012
Donnerstag, 2. August 2012
2. August 1968
Man liest in der Schule „Schach
von Wuthenow“ von Theodor Fontane. Der Lehrer Wesrich finde ich gar nicht mal
so schlecht – den ganzen Eintrag dann aber doch langatmig. So eine
Schülerbeobachtungsgedöhns. Liegt wohl daran, das ‚Schulzeit’ so überhaupt
nicht mein Thema ist und ich seit dem Abitur froh bin, da nicht mehr hin zu
müssen.
Mittwoch, 1. August 2012
Dienstag, 31. Juli 2012
31. Juli 1968
Menge Personalnachrichten aus der
Oberschule (1950/51), die wichtigste. Die Rektorin gibt’s nicht mehr, der neue
heißt Dr. Eduard Kramritz. Dazu noch eine Menge Kleinzeugs aus Jerichow. Am
interessantesten wohl das Frau Abs sich einen „Interzonenpaß“ besorgt, was
dauert.
Montag, 30. Juli 2012
30. Juli 1968
Erster Schultag nach Pfingsten.
Die Schule ist mit Plakaten zugepflastert, wie sich bald herausstellt, nicht
offiziell, denn sie fragen, wohin die FDJ maschiert. Plötzlich ist die
Staatssicherheit in der Schule und vernimmt jeden Schüler. Die Rektorin
versucht ihnen eins auszuwischen, aber alle kommen irgendwie durch, niemand
kann man etwas nachweisen. Gesine kommt als letztes dran und wird ganz schön in
die Mangel genommen und unter Druck gesetzt. Aber auch ihr gelingt es,
‚staatstreu“ zu bleiben, so dass man ihr nichts anhängen kann, außer, dass sie
in den falschen Klamotten rumläuft und eben nicht in FDJ-blau. Es bleibt aber
auch offen, ob Gesine und ihre Truppe nun daran beteiligt waren oder nicht.
Mies gelaufen für die Rektorin.
Sonntag, 29. Juli 2012
29. Juli 1968
Einbruch bei den Cresspahls. Die
Polizei will erst nicht kommen, kommt aber doch, kann zwei Verdächtige
festnehmen. Danach Spurensicherung: „Mittlerweile war der Mann mit dem Puder da
und bepinselte die Fensterscheibe am Fußboden; weil Marie ihn beobachtete bei
seinen Tätigkeiten, hätte er am liebsten das Fenster vollständig mitgenommen.“
Gestohlen u.a.: Reiseschreibmaschine, Radio, „sämtliche Tonbandkassetten, die
... angestanden hätten zum Versand an den Tresor eines Bankhauses in
Düsseldorf“, Briefe, Kleingeld.
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