Die "Jahrestage" von Uwe Johnson (1934-1984) erschienen in den Jahren 1970, 1971, 1973, 1983.

In 366 Tageseinträgen vom 21. August 1967 bis zum 20. August 1968 wird das Leben der Gesine Cresspahl erzählt.

Mein Vorhaben: Zum jeweiligen Datum den Eintrag zu lesen und hier meine Gedanken, Kommentare zu posten


Samstag, 5. Mai 2012

5. Mai 1968

Bericht, was in den letzten Tagen mit den KZ-Häftlingen passiert. Erschießungen in unvorstellbarem Maße. Vereinzelt Rettungsversuche, die teilweise total tragisch scheitern, weil die Allierten die Hilfsschiffe beschießen. Wenn man sich da auch nur versucht hinzudenken, dann wird es einem einfach nur noch schlecht. Solch einen Tragik! Gesine mag keine Toten mehr sehen als Kind, sie versucht gewissen Situationen auszuweichen.

Freitag, 4. Mai 2012

4. Mai 1968

Ferry-Tag. Zuvor aber erstmal in die Schule - Frühlingsbasar. Und was ist u.a. zu sehen? Das Modell des Cressphalschen Hauses, an dem Marie seit Dezember arbeitet.

3. Mai 1968

Die Situation in Jerichow ist weiterhin leicht chaotisch, es fehlt an allem und jedem. Aber per Tauschhandel gelingt es dann Cresspahl doch, an das ein oder andere Nahrungsmittel für die Stadt zu kommen. Improvisation ist angesagt und: Eine Hand wäscht die andere.

Mittwoch, 2. Mai 2012

2. Mai 1968

Gesine sind damals wegen des Tpyhus die Haare ausgefallen. Seit dem trägt sie eine Mütze. Cresspahl lässt sie gewähren, auch wenn er es nicht gut findet. Er schickt einen glatzköpfigen Rotarmisten zu einer geschickten Zeit, der sich im Spiegel über seine Glatze aufreg. Gesine nimmt die "Wette" an und nimmt die Mütze ab. "Im Spiegel war sie ihm voraus mit den Haaren, soviel Schreck auch übrig blieb."

Dienstag, 1. Mai 2012

1. Mai 1968


Mal wieder ein starker Eintrag. „Elf Länder hat der Bund von Westdeutschland, und in sieben von ihnen sind die Neuen Nazis bereits vertreten.“ Da haben wir es augenblicklich ja richtig gut. Interessant ist natürlich das „bereits“ in dem Satz. Die NYT übrigens führt den Erfolg der Neuen Nazis auf die Studentenunruhen zurück, da diese „Neue Gewalt und Strenge“ versprechen. So hab ich das noch nicht gesehen – aber es passt. Dann ein Gespräch zwischen Marie und Gesine. Die Kleine verteidigt in studentischen Unruhen in New York, während Gesine recht uninteressiert wirkt und vor allem recht konservativ. Das ist ein ganz neuer Zug an ihr. Und Marie schlägt sich in der Diskussion für so ein junges Mädchen enorm tapfer – frühreif wie sie ist. „Ist es nicht revolutionär“ fragt Marie, „wenn man für etwas kämpft zu anderer Leute Vorteil?“ Gesine: „Es ist nicht eben egoistisch. Ist es revolutionär, wenn dann die erste Forderung lautet nach nichts als Amnestie?“ Johnson macht mit diesem Eintrag einen wirklich großen Topf auf. Hätte man nicht vieles schon vor Jahren wissen müssen / können / sollen? Stuttgart 21 hat man ja auch nicht erst letztes Jahr aus der Schublade geholt, warum so spät der Protest, weil man sich „verspätet“ oder weil sich die Welt ein paar mal gedreht hat? Spannender Dialog zwischen einer Idealistin = Marie und einer Abgeklärten = Gesine. Beide haben recht und doch nicht.

Montag, 30. April 2012

30. April 1968


Marie und Gesine auf dem Kennedy-Flughafen. Schickes Restaurant. Sie treffen dort kurz D.E., der dann wieder weiter muss. Etwas arg ausführlicher Eintrag, mir kommt er mir heute uninspiriert vor.

Sonntag, 29. April 2012

29. April 1968


Gesine ist – als elfjährige – etwas verliebt, in Jakob, 18 Jahre alt. Der kam in den letzten Kriegswochen mit seiner Mutter nach Jerichwo. Cresspahl hat die beiden aufgenommen. Ich hab gerade nachgesehen, im Oktober und November ist er schon mal genannt worden, war aber noch nicht eingeführt gewesen.