Die "Jahrestage" von Uwe Johnson (1934-1984) erschienen in den Jahren 1970, 1971, 1973, 1983.

In 366 Tageseinträgen vom 21. August 1967 bis zum 20. August 1968 wird das Leben der Gesine Cresspahl erzählt.

Mein Vorhaben: Zum jeweiligen Datum den Eintrag zu lesen und hier meine Gedanken, Kommentare zu posten


Samstag, 19. Mai 2012

19. Mai 1968


„Wo wir wohnen ist der Park, genannt nach dem Fluß, Riverside.“ Betrachtungen über den Park.

Freitag, 18. Mai 2012

18. Mai 1968


Cresspahl versucht Verstärkung und findet mit Mühen dann auch drei, die führ ihn Polizei spielen: Fritz Schenk, Berthold Knever und Friedrich Gantlik. Aber die halten sich aus den eigentlichen Sachen lieber raus, aber: „Und die Hunde ohne Steuermarke hatten es nicht leicht.“ Typen, die halt gerne Macht haben wollen, etwas vorstellen wollen, aber nichts auf der Pfanne habe. Und dann zieht noch Gerd Schuhmann durchs Dorf, um für die Kommunistische Partei zu werben – nicht ohne Erfolg.

Donnerstag, 17. Mai 2012

17. Mai 1968

Hä? Ich kapier gar nichts. Ein Dialog zwischen drei Leuten, Gesine ist dabei, die anderen beiden ...? Teile aus der Apokalypse auf englisch. Wohl eine Warnung, nach Tschechien zu gehen. Richtig? Aber Lisbeth und Klieforth tauchen auf, doch was Altes?

Mittwoch, 16. Mai 2012

16. Mai 1968

Kliefohrt, der ehemalige Gymnasiallehrer, macht sich viel Mühe und Aufwand, seine Frau in ihrem Geburtsort zu beerdigen, auch wenn er mit der Aktion einige Gefahren eingeht. Aber ihm ist wohl in der Zwischenzeit alles egal.

Dienstag, 15. Mai 2012

15. Mai 1968

ich bin ja ein großer Proust-Fan und wohl einer der wenigen in meinem Altern. Und ich hab mich vor Jahren zwar nicht aufgeregt, aber dann doch arg den Kopf geschüttelt, als ich irgendwo las, es würde reichen, wenn man von Prousts Hauptwerk nur gewisse Teile lesen würde. Mir kam das so vor, als würde man beim Sex auf Berührung verzichten. Heute gibt es, als Essenz, von Johnson zu berichten, dass Mr. Ferwalter nun amerikanische Staatsbürgerin ist und sie sich darüber tierisch freut. Gesine dagegen sieht das leicht anders, denn wie soll man sich freuen einem Land anzugehören, dass gerade dabei ist, eine Nation auszulöschen? Ich möchte jetzt Johnson nicht mit Proust vergleichen, denn, lieber Herr Johnson, an den wird eh niemand mehr rankommen in dieser Art und Weise, aber trotzdem gelingt es Johnson auf den knapp vier Seiten doch eine Masse von Aspekten dieses Geschehnisses anszuspielen. Und das ist, lieber Herr Johnson, eine Leistung, vor der ich echt den Hut ziehen. Und wieder eimal ist für mich der Beweis erbracht, dass Literatur für sich steht und nur lesend erfahren werden kann - Literatur ist nicht vermittelbar, auch wenn ich das hier seit 276 Tage schon tue.

Montag, 14. Mai 2012

14. Mai 1968

August 1945. Jerichow. Cresspahl bekommt Besuch aus der britischen Zone. Erwin Plath, der Parteifreund kommt verbotenerweise vorbei. Und nun umgekehrte Welt. Die Briten sind die Bösen, die rauben und plündern, während die Russen die Lieben sind. Normalerweise wird das ja anders geschildert. Aber Plath hat auch eine Mission. Ihm kommt es gerade recht, dass der Stadtkommandant Cresspahl aufgefordert hat, Parteien zu gründen: Sozialdemokraten, Christliche Union und eine kommunistische Partei. "Cresspahl konnte doch nicht vorgehen wie bei der Erschaffung dr Welt, und Parteien machen in Jerichwow." Plath, und das ärgert Cressphal, ist nur gekommen, damit dieser beginnt, eine kommunistische Partei aufzubauen, die dann später von den Sozialdemokraten unterwandert werden soll. Mir sind Plaths Beweggründe zwar etwas schleiferhaft - aber vielleicht kommt ja noch was. Und dann ein Satz, der auch auf mich zutrifft: "... ließ [Plath] sich auf den Pumpenstein nieder, seufzend über Beschwerden des Alters, dier aber nicht hatte."

Sonntag, 13. Mai 2012

13. Mai 1968


Gesine auf einem Geschäftstermin. Es macht ihr sichtlich kein Behagen. Sie fühlt sich unwohl, will nicht in der ersten Reihe stehen und drückt sich hinten rum. Ich kenn das gut – interessiert mich aber gerade irgendwie überhaupt nicht. Ich hab gerade das Gefühl, es geht in den „Jahrestagen“ irgendwie nicht weiter. „Es erzählt sich nicht“, wie jemand Bekanntes nun vielleicht sagen würde. Aber vielleicht ist es einfach auch nur die Sehnsucht nach etwas auch nur annähernd Spektakulärem, denn wenn ich ehrlich bin, mein Leben „erzählt sich auch nicht“ besonders. OK, da gibt es besondere Begegnungen, besonderen Momente, wie jetzt am Wochenende – aber der Welt diese mitzuteilen bedürfte – ja, es bedürfte der „Jahrestage“ um es für einen anderen nachvollziehen zu können. Sollte wieder etwas sensibler werden, emphatischer, aber in den letzten Tagen war recht viel, da fehlt die halbe Stunde Muse. OK, nehme ich den Unwillen mal auf mich – Johnson ist vorerst frei gesprochen.