"Buntes" aus der NYT. Man nehme einfach eine überregionale Tageszeitung und lese sie aufmerksam durch - auch heute noch die gleichen Schrulle, Eigenartigkeiten, Unglaublichkeiten. Und, für alle die, die es sonst vielleicht vergessen - wobei ich mich ja weigere da mit zu machen, da es eine Erfindung der Floristen ist: "Einen glücklichen Muttertag wünschen Sylivia, der besten Mutter in der Welt, ihre Kinder Ellen, Peter, Frank und Anny." (Notfalls einfach kopieren, Namen ausstauschen.)
Die "Jahrestage" von Uwe Johnson (1934-1984) erschienen in den Jahren 1970, 1971, 1973, 1983.
In 366 Tageseinträgen vom 21. August 1967 bis zum 20. August 1968 wird das Leben der Gesine Cresspahl erzählt.
Mein Vorhaben: Zum jeweiligen Datum den Eintrag zu lesen und hier meine Gedanken, Kommentare zu posten
Samstag, 12. Mai 2012
Freitag, 11. Mai 2012
11. Mai 1968
Zum ersten Mal erfahren wir nun etwas mehr über D.E. Marie nimmt ihn in die Mangel. Geboren 1928 als Sohn eines Schneiders. Der meldet sich früh zur Wehrmacht und ist dann nicht mehr gesehen. D.E. kommt wird Flugmelder am Flakfernrohr, schwört dreimal den Eid auf Hitler, gezwungenermaßen. Kein Nazi, kann man jetzt echt nicht behaupten. D.E. liebt als Junge die Natur, voralllem die See, das Fischen. Aber so richtig viel erzählt er dann doch nicht. Mal sehen, ob Marie noch mehr aus ihm herausbekommt. Wird schwer werden, denn "er hält sein Leben für eins nach der Regel".
Donnerstag, 10. Mai 2012
10. Mai 1968
Stadtkommandant Pontij will für seine Leute
einen Friedhof. Verständlich. Aber warum muss es gerade der Marktplatz sein?
Mittwoch, 9. Mai 2012
9. Mai 1968
Gesine hat heute tschechisch Unterricht und geht danach in einen tschechischen Film. Das ist die Zusammenfassung. Johnson braucht dafür ein paar Seiten, um all die Kleinigkeiten festzuhalten, die ihr im Laufe des Tages noch so kommen, was der Film erzählt, wie er ihr gefällt usw. Eine eher langweilige Lektüre. Aber würde ich über meinen heutigen Tag schreiben, dann wäre es genauso langweilig für all jene, die mich kennen, die wissen was ich tue. Und auch meine Gedanken wären langweilig, weil sie in den Fluss passen, nichts spektakuläres an sich haben. Und doch wird vielleicht ein kleiner Moment von heute später mal als Teil einer Geschichte sein, die auch die gerne hören, die mich kennen. Aber vielleicht wird das heute auch nur einfach ein gelebter Tag sein, der vielleicht schon nächste Woche dem Vergessen anheim gegeben ist, an den man sich nicht und auch die nicht, mit denen ich heute zu tun hatte, erinnern werden. Was bleibt sind die Geschichten und Erinnerungen als Quintessenz und nicht jeder Tag dient als Material für eine Geschichte. Ganz schön schmale Ausbeute - oder wie A. sagen würde: Ganz schön öde.
Dienstag, 8. Mai 2012
8. Mai 1968
Präsidentschaftswahlkampf. Die
ersten Vorwahlen. Robert F. Kennedy gegen Eugene McCarthy. Und so steht abends
ein junger Mann in der Cressphalschen Tür und will für McCarthy werben. Vorstellung
der Kandidaten. Alles so, wie wir es aus dem Fernseher kenne. Manchmal will es
mir scheinen, dass es in den USA eine kleine Gruppe von Menschen gibt, die
wirklich für ihren Kandidaten arbeiten – hier stehen sie ja immer nur auf der
Straße rum. Nen Hausbesuch ist mir jedenfalls noch nie untergekommen.
Vielleicht sind die Amerikaner ja begeisterungsfähig – für alles und jedes,
manchmal eben auch für Politik?
Montag, 7. Mai 2012
7. Mai 1968
Der alte Papenbrock wird verhaftet, nicht nur, weil er mit Görings Luftwaffe ausreichend verdient hat, sondern, weil sein Sohn, Robert, an Hinrichtungen von Geiseln in der Ukraine dabei war. Der Alte kommt aufs Land, wo er Gutsverwalter spielen darf / muss. Der Stadtkommandant Pontij hat das so eingerichtet, damit "gewisse Lieferungen" nicht ausgehen. Wieder: Eine Hand wäscht die andere.
Sonntag, 6. Mai 2012
6. Mai 1968
Gestern hatte Karl Marx Geburtstag. Stand
bei uns irgendetwas in der Zeitung? Nacherzählung eines Gespräches zwischen
Bankchef de Rosny und einem eingebildeten jungen Franzosen, Henri
Roche-Faubourg, der nicht nur meint die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben
sondern eben auch in Amerika auf dem Französischen bestehen zu können und mit
seinem „Fundus von einunddreißig Worten Amerikanisch, davon dreißig Englisch“
ausreichend gerüstet zu sein. Natürlich nicht.
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