Die "Jahrestage" von Uwe Johnson (1934-1984) erschienen in den Jahren 1970, 1971, 1973, 1983.

In 366 Tageseinträgen vom 21. August 1967 bis zum 20. August 1968 wird das Leben der Gesine Cresspahl erzählt.

Mein Vorhaben: Zum jeweiligen Datum den Eintrag zu lesen und hier meine Gedanken, Kommentare zu posten


Samstag, 24. März 2012

24. März 1968


Nachrichten aus dem Herbst 1942. Cresspahl trifft sich oft am „rander Deich“ mit einem der „in Berlin im Luftwaffenforschungsamt auf einige Telefone zu achten“ hat – und säuft mit ihm (wohl nicht nur, warten’s wir ab). Horst Papenbrock ist in Stalingrad gefallen, während sein Bruder Robert als „Sonderführer“ in der Sowjetunion eingesetzt ist und seinen Eltern ein Mädchen – Slata – schickt, das sie für ihn „aufbewahren“ sollen. Dr. Klieforth wird bedrängt, in die Partei einzutreten, tut es aber (noch?) nicht. Cresspahl ist viel mit dem Zug unterwegs, besorgt sich die Reisegenehmigung über die Haushälterin vom dem aus dem Luftwaffenforschungsamt, da sie im Arbeitsamt dienstverpflichtet ist. Auf dem Flugplatz hat er auch eine neue, wenn auch kleinere Werkstatt bekommen, und bekommt ausnahmsweise das Material was er braucht, die ein oder andere Eisenschiene gibt er – verbotenerweise – weiter. Kriminalkommissar Vick ist scharf in der Gegend unterwegs und der Leiter der Gestapostelle Gneez „schoß sich eine Kugel durch den Kopf, zweieinhalb Jahre früher als seine Kollegen es taten“. Und es gibt reichlich Todesanzeigen. „… er [der Soldat] habe ‚in höchster soldatischer Pflichterfüllung den Heldentod gefunden’, wie etwas, was man sucht.“

Freitag, 23. März 2012

23. März 1968


Gesine und D.E. in einer Bar. Er gibt sie als Ehefrau aus, sie lässt es geschehen. Beschreibung des Barbesitzers Wes, der den Laden alleine schmeißt und genau das ist, was man sich unter einem Barkeeper vorstellt. „Hier lebe ich manchmal zum Vergüngen, Gesine. Versuch’s doch auch mal. / Tu ich ja. Tu ich ja.“

Donnerstag, 22. März 2012

22. März 1968

Übernahme eines Artikels aus der NYT, über die Schulungsmaßnahmen für die Polizei, wie sie mit dem "Pöpel" umgehen muss, wenn dieser meint, Terz machen zu müssen. Also Umgang mit Rauchgranaten, Tränengas etc. pp. Das alles zwar in einem ernsten Ton geschrieben und doch hat das Ganze etwas lächerliches an sich - vorallem weil die Polizei es mal wieder sehr wichtig nimmt, sich vor seinen Bürgern zu schützen. Diese Schulungen gibt es wohl heute noch genau so.

Mittwoch, 21. März 2012

21. März 1968

Über die Schulzeit von Gesine, also Grundschulzeit. So richtig gefällt ihr die Schule nicht, sie hat hin und wieder etwas Probelme mit den verschiedenen Lehrern, die sich zu Besserem berufen fühlen und ihren Frust teilweise an den Kindern auslassen. Es geht hart zu, Drill ist vorherrschend. Ohne die Unterstützung von Cresspahl hätte es schlimmer ausgehen können. Gesine ist froh, dass sie nach den ersten vier Klassen nach Gnez auf das Lyzeum gehen darf und nicht in der Schule von Jerichow bleiben muss.  

Dienstag, 20. März 2012

20. März 1968


Gesine, durch Briefe angestachelt, gesteht (sich ein), dass sie alleine absolut nichts gegen den Vietnam Krieg tun kann. Aber das trifft auf auf jeden auf so gut wie alles zu. Die Gemeinschaft zu suchen ist meist zu anstrengend oder die Sache dann noch nie soo wichtig. Erinnere mich an die IKEA-Werbung, in der einer am Küchentisch aufspringt und ruft: „Dann müssen wir auf die Straße!“ Alle anderen schauen ihn verblüfft an und er: „OK, trinken wir erst die Falsche leer.“

Montag, 19. März 2012

19. März 1968


Zurück nach 1942. Rechtsanwalt Dr. Avenarius Kollmorgen, hatten wir auch schon, hat sich das Leben genommen. Er war „das Leben zuwider“. Cresspahl erhält einen französischen Brief. Früher hat ihn Kollmorgen das übersetzt, jetzt muss er zu Dr. Kliefoth, den mag er aber nicht – was soll er tun? Der Brief ist von Dora Semig. Sie und ihr Mann, der ehemalige Tierarzt haben es gerade noch aus der Tscheslowakai herausgeschafft, nun leben sie im Süden von Frankreich, er arbeitet als Schlachter. Am nächsten Tag steht die Gestapo vor Cresspahls Tür, wegen des Briefes. Den hat er aber bei Kliefoth in „Chamber’s Encyclopaedia“ gelassen, neben Seite 467, „Vetch und Veterinary Medicine“. „Wenn der Briefwechsel von Ihrer Frau besorgt wurde, wollen wir Ihre Frau mal sprechen. Aber fix!“

Sonntag, 18. März 2012

18. März 1968


Phonopost an Marie. Gesine ‚philosophiert’ über Bettler.