Die "Jahrestage" von Uwe Johnson (1934-1984) erschienen in den Jahren 1970, 1971, 1973, 1983.

In 366 Tageseinträgen vom 21. August 1967 bis zum 20. August 1968 wird das Leben der Gesine Cresspahl erzählt.

Mein Vorhaben: Zum jeweiligen Datum den Eintrag zu lesen und hier meine Gedanken, Kommentare zu posten


Mittwoch, 22. Februar 2012

22. Februar 1968


Begräbnis: 10 Mark. Großes Glockengeläut: 6 Mark. Mitwirkung eines Kantors: 5 Mark. Reinigung Kirche: 5 Mark. Läutelohn für zwei Stunden: 30 Mark. Graben der Grube: 12 Mark. Schon 1938 hat man mit dem Tod Geld verdient, heute kommt man unter 1.500 Euro gar nicht weg. Lisbeth wird begraben. Die, die es kennen, brauch ich nicht zu berichten, die, die es nicht kennen, helfen keine Berichte. Brüshaver nimmt Psalm 38. Er segnet sie auch ein und gibt den Schlußsegen, der „auch nicht gewährt werden sollte. Nun hatte er es nicht nur mit der weltlichen Obrigkeit verdorben, sondern auch mit der Kirche.“ Danach Beileidskundgebungen – Gesine steht dabei, versteht nicht viel ist überfordert, obwohl sie die Mutter im offenen Sarg gesehen hat. Begreifen kann sie es noch nicht. Dann Leichenschmaus mit all der Gezwungenheit, Verlogenheit und Hilfe. Wer es schon mal mitgemacht hat, weiß das alles, fühlt es. Erinnerungen gehen da wenig verloren, wenn, dann werden sie verdrängt. Möchte mich gerade echt nicht erinnern. „Sie holten Büshaver in der Nacht, vier Stunden vor Morgen.“

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