Trotz oder wegen seiner Nüchternheit eine
brutaler Eintrag. Im Juni 1945 haben sich die Alliierten geeinigt, wer welchen
Teil von Deutschland unter sich hat. Jerichow wird den Russen zugeschlagen, die
Briten rücken ab. Aber kaum einer zieht mit ihnen gegen Westen. Der alte
Papenbrock aus Stolz, weil er keinen Pferdewagen mehr hat beispielsweise. Pastor
Brüshaver, der dem KZ entkommen ist, denkt an die Sonntagspredigt. Und als die
Russen dann kommen, beginnt das große Sterben. Schneider Pahl, der nicht als
Flüchtling leben will, ertränkt sich mit der Familie. Dr. Berlin, der Arzt,
vergiftet sich mit Tabletten und von Alexander Paepcke, dessen Familie schon
umgekommen ist, kommt ein Brief. Darin bittet er Cresspahl, sich um seinen
Familie zu kümmern wenn er sterben sollte. „Um die Blutflecken auf dem Brief
herum war von einem Franzosen geschrieben, der Inhaber sei am 29. September
1944 gestorben, aber nicht, wo er begraben ist.“ Ich war vor drei Woche zum
ersten Mal auf einem englischen und russischen Soldatenfriedhof hier. Bin mir
auch nicht sicher, ob die russischen Familien alle Nachricht bekommen hat. Und
so wie es aussieht, weiß man eh nicht genau, wer da begraben liegt. Bei dem
englischen Friedhof ist es ganz anders. Eineinhalbtausend Grabsteine mit Namen
und Alter. Und der wird mehrfach jährlich von englischen (!) Gärtner gepflegt. Und
warum ist Cresspahl nicht fort. „Er mochte nicht mit zwei typhuskranken Kindern
auf die Landstraße.“ Schicksale entscheiden sich selten unter großen Gesten.
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